LEBENSLANGES LERNEN: DIESES MINDSET BRAUCHT ES
- 01.11.2021
- Talenthelden
- 5 Min
“A lifelong learner is a lifelong winner.” Doch was braucht es dafür? Welche Facetten sind relevant, um lebenslanges Lernen zu ermöglichen? Dieser Beitrag gibt einen Überblick − ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn wir freuen uns über wirklichen Austausch und vor allem darauf, selbst dazu zu lernen.
Growth versus Fixed Mindset
„Growth Mindset“ hat in den letzten Jahr an großer Popularität gewonnen. In Abgrenzung zum „Fixed Mindset“ geht es darum, durch eine auf persönliches Wachstum ausgerichtete Einstellung positiven Einfluss auf das eigene Verhalten und den Umgang mit Situationen zu nehmen. Unabhängig von dem Wunsch vieler Menschen, kontextualisierte Handlungsmaximen in fest definierte Modelle zu packen, fassen wir nachfolgend − auch ohne die Benennung eines Modells − einige relevante Elemente zusammen, die förderlich sind für das lebenslange Lernen.
Neugierig sein
Haben wir den Willen, uns auf Fremdes und Neues einzulassen oder haben wir uns unser Weltbild so zurecht gelegt, dass wir uns nicht mit Dingen beschäftigen, die außerhalb unserer Hemisphäre passieren? Setzen wir uns aktiv damit auseinander, wie neue Dinge funktionieren? Wollen wir sie verstehen oder verursacht das eher Unbehagen, weil wir uns nicht auskennen und lieber innerhalb der eigenen Komfortzone bleiben? Diese Fragen sind entscheidend, wenn es darum geht, ob wir mit Neugier durch die Welt gehen oder lieber in der eigenen kleinen Welt bleiben. Warum ist das so bedeutend? Je offener wir fremden Sachverhalten begegnen, je neugieriger wir Fragen stellen und in einen Entdeckermodus schalten, desto breiter wird unser Horizont und desto besser können wir Dinge einordnen, kontextualisieren und künftig Neues in einen Bezug zu Bekanntem setzen.

Verstehen wollen
Gehen wir den Dingen auf den Grund oder begnügen wir uns damit, dass wir es schon „irgendwie“ verstanden haben? Ruhen wir uns auf unserem vermeintlichen Experten-Status aus oder stellen wir uns weiterhin Herausforderungen, um die eigene Expertise immer wieder in Frage zu stellen? Dazu gehört es auch, eigene Annahmen zu hinterfragen, sich mit kontroversen Thesen auseinanderzusetzen und aktuelle Entwicklungen auf Basis bestehenden Wissens zu bewerten. Damit einher geht ein wirkliches Interesse.
Wirklich interessiert sein
Wenn wir für uns herausgefunden haben, wofür wir Leidenschaft empfinden, was uns Freude bereitet und uns interessierst, haben wir einen wichtigen Schritt geschafft. Für lebenslanges Lernen ist es entscheidend, ob wir uns in ein Thema regelrecht hineinfressen wollen, weil wir ein tiefgehendes Interesse haben. Dabei geht es sowohl um Themen und Sachverhalte als auch um Menschen. Als soziale Wesen lernen wir in erster Linie von und durch die Interaktion mit anderen Menschen. Nun ist die Frage, ob wir uns eingehend und mit wirklichem Interesse auf unser Gegenüber einlassen wollen und können oder ob wir uns mit einer oberflächlichen Begegnung begnügen. Wollen wir die Motive und Antreiber unserer Mitmenschen wirklich verstehen? Haben wir Interesse daran, zu erfahren, was sie motiviert, was sie zum Lachen bringt, ihnen Freude bereitet und wovor sie Angst haben? Um das herauszufinden müssen wir uns unserer Sinne bedienen.

Aufmerksam zuhören
So einfach es klingen mag, so schwer fällt es heutzutage vielen Menschen: Aufmerksam zuhören, was unser Gegenüber uns erzählt, was es mitteilt und uns sagt (auch über das rein gesprochene Wort hinaus). Dabei geht es mittlerweile nicht mehr nur darum, dass viele die Fähigkeit zum Zuhören verloren haben, sondern auch den Willen, sich intensiv und eingehend auf einen anderen Menschen einzulassen und ihn/sie verstehen zu wollen. Dabei steckt in unseren Mitmenschen und in der Interaktion mit ihnen ein enormer Schatz, der uns in unserer Entwicklung und dem Lernen von uns und unserer Umwelt ungemein weiterbringen kann. Die Basis dafür sind die geschulte und aufmerksame Wahrnehmung sowie die Fähigkeit zur Selbstreflexion.
Wahrnehmen und reflektieren
Damit wir die Erlebnisse, die uns widerfahren und die Verhaltensweisen von anderen in einen Kontext einordnen können, bedarf es einer ausgeprägten Fähigkeit zur ungefilterten Wahrnehmung und zur Kontextualisierung der Selbstreflexion. Bei der Wahrnehmung geht es um eine Beobachtung mit allen uns zur Verfügung stehenden Sinnen. Dabei geht es in erster Linie darum, dass wir unsere eigenen Emotionen sowie Filter ausblenden und versuchen, einigermaßen objektiv wahrzunehmen. Dadurch erlangen wir einen Überblick über die in der jeweiligen Situation relevanten Aspekte und können diese in bestehende Muster, Kontexte und Sachverhalte einordnen bzw. ergänzen. Lernen wird somit anhand von relevanten und konkreten Situationen und Geschehnissen ermöglicht und direkt mit bestehenden Informationen verknüpft. Im nächsten Schritt geht es darum, die Informationen auf unser eigenes Verhalten zu übertragen und zu hinterfragen, ob und was wir anders gemacht hätten. Bei der Selbstreflexion geht es jedoch nicht nur um Verhalten und Handlungen, die wir zeigen, sondern auch um die unbewussten Muster sowie die vorhandenen Wahrnehmungsfehler (sog. unconscious biases), die uns alle prägen. Bei der Reflexion des eigenen Verhaltens gelingt es uns im besten Fall, dass wir einen Erkenntnisgewinn erlangen und wieder eine neue Facette über uns, das Leben, Sachverhalte oder unsere Mitmenschen dazulernen.

Und was machen wir wenn wir falsch liegen, wenn etwas nicht klappt und wir einen Fehler gemacht haben? Genau hier zeigt sich der Unterschied zwischen Menschen mit einem „Fixed Mindset“ und Menschen mit einem „Growth Mindset“. Wenn es uns gelingt das eigene Scheitern als eine Chance zum Lernen wahrzunehmen, sind wir einen großen Schritt in unseren Entwicklung weiter. Wenn wir anerkennen, dass wir als Menschen Fehler machen und es normal ist, dass nicht jedes Vorhaben gelingen kann und Rückschläge einkalkuliert werden, können wir jedes Ereignis als Lernfeld erkennen und als Persönlichkeit wachsen. Dabei geht es nicht darum, uns immer im besten Licht darzustellen, sondern darum, ganz bei uns selbst zu bleiben und den eigenen Entwicklungsweg zu reflektieren, daraus zu lernen und offen damit umzugehen. Falsch eingeschätzte Situationen sind keine Niederlage, sondern eine weitere Chance, uns selbst besser kennenzulernen. Warum ist es zu dieser Fehleinschätzung gekommen? Was hat die eigene Wahrnehmung getrübt? Welche Verhaltensmuster lassen sich erkennen und was kann für künftige Entscheidungen daraus gelernt werden?
Das Leben ist ein langer Fluss, der fliesst − wir alle sind Lernende und das Lernen hört niemals auf.
Dieser Beitrag soll Mut machen. Wie in vielen Situationen geht es nicht um einen Erfüllungs- oder Leistungsdruck all dieser Elemente. Es geht darum, in Demut und Bescheidenheit Schritt für Schritt sowie unter Berücksichtigung der eigenen Ressourcen und Situationen entsprechend zu lernen. In diesem Sinne: Lasst uns gemeinsam lernen und teile deine Gedanken dazu mit uns.